Der parkschuetzer.de Blog — Infos aus erster Hand
-
am Samstag, 15. September 2012, 00:44 Uhr
Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21
Pressemitteilung vom 14. September 2012PDF:
http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/presse2012/2012-09-14-Grundwasser-Infoshow.pdfAktionsbündnis gegen Stuttgart 21 kritisiert Internet-Show als „Placebo-Pille“
Beim Grundwasser geht die Bahn auf TauchstationDie Deutsche Bahn AG versteckt sich, ganz offensichtlich scheut sie den direkten Kontakt mit Stuttgarts Bürgerinnen und Bürgern. So bewertet das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 die Absicht der Bahn, sich öffentlicher Kritik an ihrem umstrittenen Grundwassermanagement zu entziehen.
Der von vielen Seiten, sogar von Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster verlangten öffentlichen Diskussion will die Bahn sich nicht stellen. Statt dessen verdrückt sie sich am Sonntag zwei Stunden lang in die Anonymität des Internets und in den weitgehend unbekannten Fernsehsender regio TV, den viele gar nicht empfangen können..„Diese Internet-Show ist eine Placebo-Pille, aber kein Dialog“, moniert die Sprecherin des Aktionsbündnisses, Clarissa Seitz. „Erst im Dialog entwickeln sich ja viele Fragen und Antworten, Themen und Erkenntnisse.“ Aus dem für sie blamablen Ausgang des Filderdialogs habe die Bahn wohl den Schluss gezogen, sich vor den Bürgerinnen und Bürgern in Acht nehmen zu müssen.
Fazit von Clarissa Seitz: Wie auch immer die Bahn mit ihren Plänen fürs Grundwassermanagement umzugehen gedenke, so gelte doch weiter das Prinzip: „Solange diese Pläne nicht genehmigt sind, darf die Bahn Stuttgart 21 auch nicht weiterbauen.“
Kontakt: Clarissa Seitz, Hermann Schmid
-
am Dienstag, 11. September 2012, 19:39 Uhr
Presseerklärung vom 11. September 2012
Die Stadt Stuttgart unterstützt die Forderung der Parkschützer: Hände weg vom Rosensteinpark
Am Montagabend, 10.09.12, haben Parkschützer begonnen, mit ihrer ständigen Anwesenheit im Rosensteinpark, auf die akute Bedrohung des Parks hinzuweisen. Sie wehren sich gegen eine wiederholte drohende Machtdemonstration der Bahn auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Stuttgart.
Heute Vormittag teilte das Amt für öffentliche Ordnung der Stadt Stuttgart den Aktivisten telefonisch mit, dass jegliche Versammlung im Rosensteinpark nicht genehmigt wird, der Grund: der Rosensteinpark ist ein Arten- und Landschaftsschutzgebiet.
"Wir freuen uns, dass die Stadt Stuttgart die Forderung der Parkschützer „Hände weg vom Rosensteinpark“ unterstützt und sehr genau auf den Arten- und Landschaftsschutz achtet", sagt Parkschützerin Andrea Schmidt. „Die Konsequenz daraus ist, dass die bevorstehenden Fällungen der Bäume hinfällig sind.“
Dem Versammlungsleiter wurde Strafverfolgung angedroht, wenn er sich nicht an die Auflagen hält.
Solidarisch haben die Aktivisten beschlossen, sich erstmal an die Mahnwache am Elefantensteg zurückzuziehen. „Diese Mahnwache bietet uns Schutz, um unsere Versammlungsfreiheit ausüben zu können und weiterhin auf die akute drohende Zerstörung des Rosensteinparks hinzuweisen,“ sagt Parkschützer Sascha Ebbinghaus.
Rückfragen an Aktive Parkschützer, Andrea Schmidt vom Parkschützer-Presseteam
Presseportal: parkschuetzer.org/presse
RSS-Feed: bei-abriss-aufstand.de/category/pspe/feed/
Internet: bei-abriss-aufstand.de und twitter.com/AbrissAufstand und parkschuetzer.org -
am Montag, 10. September 2012, 22:58 Uhr
Presseerklärung vom 10. September 2012
Hände weg vom Rosensteinpark
Keine weitere Zerstörung für das unnütze und aufgezwungene Großprojekt Stuttgart 21Stuttgart, 10.9.2012: Heute Abend, am Montag, den 10.09.2012, lenken Parkschützer mit einer Aktion die Aufmerksamkeit auf die akute Bedrohung des Rosensteinparks. Rund 30 Parkschützer wehren sich mit ihrer ab jetzt ständigen Anwesenheit gegen die wiederholte drohende Machtdemonstration der Bahn auf dem Rücken der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Stuttgart. Der Rosensteinpark ist besetzt, neben den 30 Parkschützern sind etwa 300 S21-Gegner noch von der heutigen Montagsdemo vor Ort.
Wir lassen uns nicht weiter beklauen, weder lassen wir uns den Rosensteinpark nehmen, noch unsere Versammlungsfreiheit, noch unser Recht auf Stadt,“ sagt Parkschützerin Sabine Manke. Am 15. Februar 2012 wurden 177 Bäume im Mittleren Schlossgarten gefällt, seit einem halben Jahr herrscht dort eine Brache.
Am Bauzaun wirbt die Stadt Stuttgart für Bürgerbeteiligung, doch Bürgerbeteiligung heisst nicht „Rosenstein, darauf bau ich“, sondern „Hände weg vom Rosensteinpark“. Der Rosensteinpark ist Kulturdenkmal, Landschafts- und Artenschutzgebiet. Die Parkschützer fordern Finanzminister Schmid auf, nicht den gleichen Fehler wie beim Mittleren Schlossgarten erneut zu begehen: Der Rosensteinpark darf nicht in einer übereilten Aktion der Bahn abgeholzt werden, weil immer offensichtlicher wird, dass die Bahn Stuttgart 21 nicht bauen kann und dies zu verschleiern versucht.
Mit unserer Anwesenheit unterstreichen wir auch unseren Wahlauftrag an den künftigen Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart, uns geht´s um Stuttgart, wir bewahren den Rosensteinpark und fordern einen U-Turn bei Stuttgart 21,“ sagt Parkschützerin Andrea Schmidt.
Keine weitere Zerstörung von Stadt und Kultur für das unnütze und aufgezwungene Großprojekt Stuttgart 21, das nur dazu dient, öffentliche Gelder in private Taschen umzuverteilen.
Rückfragen an Aktive Parkschützer, Andrea Schmidt
-
am Dienstag, 04. September 2012, 11:13 Uhr
Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21
Pressemitteilung vom 3. September 2012
PDF Pressemitteilung:
http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/presse2012/2012-09-03_PM_Antworten_40_Fragen.pdf
PDF Schlüsselsätze aus den Antworten der OB-Kandidat/innen auf die Fragen: http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/presse2012/PM_Aktionsbuendnis_Schluesselsatze.pdf
PDF Fragen und Antworten Textversion:
http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/presse2012/Textversion_Fragen_und_Antworten.pdf
Sechs OB-Kandidat/innen beantworten vierzig Fragen des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21www.ob-kandidaten-zu-stuttgart21.de
Ende Juni 2012, als sich erst sechs Kandidat/innen um das Amt des/der Stuttgarter Oberbürgermeisters/in beworben hatten, stellte das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 ihnen schriftlich genau vierzig Fragen zu diesem Projekt – gegliedert in acht Themenfelder in dieser Reihenfolge:
- drei Grundfragen,
- sechs Fragen zu Kosten und Finanzierung,
- zehn Fragen zur Leistungsfähigkeit,
- drei Fragen zu Wasser und Ökologie,
- drei Fragen zu Qualität und Sicherheit,
- vier Fragen zu den Rechten von Arbeitnehmern, Mietern und Wohneigentümern,
- sieben Fragen zur Demokratie und
- vier Fragen zur Wahltaktik.In dieser Struktur haben Harald Hermann, Fritz Kuhn, Jens Loewe, Hannes Rockenbauch und Sebastian Turner inzwischen auch geantwortet. Ihre Aussagen finden sich nun auf der neu eingerichteten Internet-Seite www.ob-kandidaten-zu-stuttgart21.de als Links unter den einzelnen Fragen. Bettina Wilhelm hingegen bezog ihre Antworten nicht auf die vierzig Einzelfragen, sondern auf die acht Themenfelder. Deshalb sind ihre Aussagen gesondert zu lesen auf der Seite http://www.ob-kandidaten-zu-stuttgart21.de/Text-Bettina-Wilhelm.html.
Mit der Präsentation dieser Website bekräftigt das Aktionsbündnis seine Absicht, Stuttgart 21 zu einem zentralen Thema des Stuttgarter OB-Wahlkampfes zu machen und die Kandidat/innen an der Haltung in dieser Frage zu messen. Gleichwohl spricht es keine Empfehlung für eine/n bestimmte/n Bewerber/in aus.
Mögen Stuttgarts Bürgerinnen und Bürger sich anhand der Antworten auf die vierzig Fragen des Aktionsbündnisses selbst ihr Urteil über die OB-Kandidat/innen bilden.
Kontakt:
Dr. Eisenhart von Loeper
Hermann Schmid -
am Freitag, 31. August 2012, 19:32 Uhr
Rede von Klaus Gebhard zur Biss21-Karte auf der Montagsdemo am 20.08.12
PDF: http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/Biss_Rede_Marktplatz_20-08-2012.pdf
Videoaufzeichnung: http://www.fluegel.tv/beitrag/4713Werte Oberflächenbewohner von Maulwurfshausen,
ich bin sehr beeindruckt: Trotz dieser Hitze und auf dem Höhepunkt der Urlaubssaison ist der Marktplatz wieder voll. Ich bin sicher, die Mehrzahl der Demo-Organisatoren in ganz Deutschland wären froh, wenn sie auch nur 1 Mal so viele Leute auf dem Platz hätten wie wir das nun schon seit 136 Wochen hier erleben.
Trotz der Affenhitze, die wir gerade hier in der Stadt haben, bin ich der Meinung, dass seit der verlorenen Volksabstimmung eine Art Kommunikations-Eiszeit herrscht zwischen unseren Argumenten und der anderen Hälfte der Bevölkerung, die entweder die Ohren mit Petersilie zustopft und es nicht hören will, oder sich für das Thema überhaupt nicht interessiert. Ich denke, Sie alle haben das gleiche erlebt in den letzten Monaten. Es ist sehr schwer, bei dem Thema überhaupt noch anzukommen bei den Menschen, von denen man weiß, dass sie anders ticken als ich und Sie. Da kommt immer gleich die Keule: Jetzt fang doch nicht schon wieder mit diesem Thema an, jetzt füg dich endlich mal in dieses Volksabstimmungsergebnis! Doch unter den Bedingungen, unter denen diese Volksabstimmung stattgefunden hat, kann man sich nicht fügen!
Um diese schwierige Situation aufzubrechen und einen Schmelzprozess in der kommunikativen Eiszeit in Gang zu bringen, habe ich in den letzten Wochen und Monaten viele Nachtschichten investiert, um eine Karte zu erstellen, die ich Ihnen heute vorstellen will. Einige von Ihnen haben sie sicher schon an der Mahnwache auf einer Staffelei stehen sehen. Diese Karte ist dort ab sofort als Poster in der Größe DIN A 0 zu haben. Wir haben davon 1000 Stück drucken lassen. Ich hoffe, Sie nehmen uns die auch ab. Hintergedanke dieser Karte ist, den Kommunikationsstillstand zu überwinden. Und in der Tat, ich denke mit dieser Karte kann es gelingen.
Ich stand zur Beantwortung von Fragen schon viele Stunden an der Staffelei und habe erfreut festgestellt, dass auch Passanten stehen bleiben, die sonst eher vorbei gehen, wenn sie unsere durchgestrichenen Stuttgart-21-Schilder sehen, und sich sehr neugierig zu orientieren versuchen: „Wo isch mei Häusle?“ Und dann gucken sie und erschrecken und stellen fest: „Ach du liebe Zeit, das wusste ich ja gar nicht, das Altersheim von der Tante Erna auf dem Killesberg, das Augustinum, wird auch untertunnelt! Oder der Weinkeller von Onkel Fritz in Untertürkheim kriegt einen Tunnelanschluss! Und der Neckar wird untertunnelt! Und, ja was, der Rosensteinpark und der Fernsehturm auch noch?!“ Das wissen die Leute alles nicht. Und an dieser Stelle ist ein schwerer Vorwurf an die Projektbetreiber und vor allem an die Politik zu richten! Diese Tunnelstreckenkarte wurde erst zwei Wochen vor der Volksabstimmung unter der Internet-Adresse mit dem sinnigen Titel http://www.biss21.de freigeschaltet. Und auch nur dort. In gedruckter Form für die 40% der Bevölkerung, die aus den verschiedensten Gründen bis heute gar keinen Internetanschluss haben, gibt es sie von den Projektbetreibern bis heute nicht. Deshalb mussten wieder einmal wir diesen Aufklärungsjob übernehmen! An sich wäre es nur fair, die vielen investierten Nachtarbeitsstunden dem Bahnprojektbüro in Rechnung zu stellen, das skandalöserweise ja nur so mit unseren Steuer-geldern gestopft wird. Stattdessen haben wir mit Unterstützung des Aktionsbündnisses vom Stadtmessungsamt die Nutzungsrechte an dem Luftbild erworben, die Tunnelstrecken eingezeichnet und farblich aufbereitet, alles Wichtige deutlicher hervorgehoben und viele Orientierungsmarken eingesetzt. Sie werden staunen, was da alles untertunnelt werden soll! Das alles zeigt ganz offiziell zwar auch die Internetseite des Bahnbüros, weshalb sie im Prinzip auch verdienstvoll ist. Aber, und das ist nun der schwere Vorwurf: Diese Karte kommt 18 Jahre zu spät!!
Wenn von der Projektbetreiberseite immer arrogant gesagt wird: Ja, Sie hatten doch Einspruchs-möglichkeiten, sie konnten doch Einsicht nehmen in die Planfeststellungsunterlagen, dann muss man schon fragen: ja, haben sie die mal angeguckt? Das sind Bücher mit sieben Siegeln, in Fachchinesisch abgefasst! Auch ich habe größte Mühe, Planfeststellungspläne zu lesen. Ich bin ebensowenig wie die Mehrzahl von Ihnen Architekt oder Stadtplaner. Die meisten Menschen haben einfach andere Berufe erlernt und damit nicht das Knowhow, um solch abstrakte Pläne zu deuten! Und deswegen ist es einerseits sehr verdienstvoll, dass das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm diese Seite mit einem Luftbild unterlegt hat. Das Stadtmessungsamt lässt für solche Zwecke alle zwei Jahre gestochen scharfe Luftbilder von unserer Stadt anfertigen, und darüber legten die Macher der Seite dann die exakten Trassenverläufe von S21 – aber wie gesagt, diese Veranschaulichungshilfe hätte schon vor 18 Jahren kommen müssen!
Dank dieser Veranschaulichungsarbeit kann man sich auch als Nichtstadtplaner und Nichtarchitekt orientieren. Und das wäre ein wichtiger Vorschlag (ich selber bin im Moment ein bisschen überlastet mit allen möglichen Projekten in unserem Zusammenhang hier), vielleicht kann das jemand von Ihnen aufgreifen, tragen sie das bitte an die Politik heran! Wir haben heutzutage alle Instrumente, um Planfeststellungsunterlagen vorstellbar zu machen! Es gibt diese Luftbilder, es gibt die Technik, um Linien und Graphiken darüber zu legen, und es gibt das Internet. So kann sich dann auch ein Nicht-vom-Fach-Bürger ein vorstellbares Bild davon machen, was da auf uns bzw. unsere Stadt zukommt. Mit den bisherigen Planfeststellungsunterlagen ist das komplett unmöglich, das ist ein vorgeschobener Bürgerbeteiligungs-Popanz, der niemanden erreicht und der niemanden wirklich informiert!
Ich habe manchmal den Eindruck, als ob besonders heikle Dinge von der Betreiberseite regelrecht versteckt werden. Dazu gehört das Thema Park, ich wurde vorhin ja angekündigt als Gründer der Parkschützer. Ich will da nicht nicht lang drauf eingehen, aber der Impuls zu dieser Initiative stammte aus meiner Entdeckung, dass noch im Frühjahr 2009 – also 15 Jahre nach Projektstart! – die Mehrzahl der Parknutzer noch immer nicht wusste, dass der Park überhaupt unter die Räder kommt. Nun gibt es so was wie eine Hol- und eine Bringschuld. Die Bringschuld haben die Projektbetreiber. Die sagen dann aber: die Bürger haben auch eine Holschuld, sie müssen die Informationen, die wir ihnen zur Verfügung stellen, auch abholen. Das ist nicht ganz falsch. Als mündige Demokraten müssen wir uns schon auch um neue Planungen in unserer Stadt kümmern. Aber die Bringschuld ist wesentlich höher zu veranschlagen, und die Stadt und die Projektbetreiber haben damals praktisch nichts getan, um die Bevölkerung darüber aufzuklären, dass der Park wegkommt, und sie haben auch nichts getan, um der Bevölkerung anschaulich zu machen, was für ein Monster an Tunnels und Strecken da auf unsere Stadt zukommt! Und das holt jetzt diese Karte hoffentlich nach.
Ich will ihnen dazu erst einmal eine Vergleichszahl nennen: Wenn Sie sämtliche Tunnelröhren, die allein unter Stuttgarter Stadtgebiet gebohrt werden sollen, zusammenaddieren, und zwar nicht nur die Gleisröhren, sondern auch die Fluchtstollen und die Zwischenangriffstunnel (das können sie auf der Biss21-Seite selber nachmessen, da gibt es oben im Menü ein Maßband, mit dem man auf den Meter genau jede beliebige Strecke ausmessen kann) – wenn sie das alles zusammenaddieren, dann werden Sie fassungslos feststellen, dass allein unter dem Stuttgarter Stadtgebiet 61,8 km Röhren gebohrt werden sollen! Bis Wendlingen kommen dann noch mal etliche Kilometer dazu. Damit Sie das richtig einordnen können:
Der längste Tunnel der Welt, der neue Gotthard Basistunnel, der die Alpen komplett durchquert, hat zwei Röhren à 57 Kilometer! Das heisst, die Schweizer kommen mit der längsten Tunnelröhre der Welt mit 57 km einmal unter dem gesamten Alpenstock hindurch, und wir wollen 61,8 km mehr oder weniger im Kreis hier in der Stadt verbuddeln. Damit lässt sich vielleicht ansatzweise erahnen, was hier gebaut werden soll. Und das ganze unter dicht besiedeltem Gebiet! Die Schweizer fahren unter einem menschenleeren Granitstock durch, unter Gletschern und Wäldern. Hier ist alles dicht besiedelt – laut Stuttgarter Zeitung sind allein in Stuttgart 1400 Grundstückseigner betroffen!
Jetzt kommt an der Stelle immer der Einwand: Ja, wir haben doch schon eine Riesenbaustelle gehabt, damals mit dem U- und dem S-Bahn-Bau in Stuttgart, und wir haben es auch überlebt. Das Argument sticht aber nicht! Ich habe mir die Mühe gemacht, noch eine Karte zusammenzusetzen, und zwar die VVS- und SSB-Linienkarte der Innenstadt. Die können sie beim VVS auch jederzeit selbst aufrufen, da gibt es Linienverkehrspläne, und wenn sie die Linienführungen in der Innenstadt ansehen, sehen sie den Riesenunterschied: Die ganzen U- und S-Bahnlinien sind fast ausnahmslos unter Strassenzügen und öffentlichen Plätzen gebaut worden! Es werden keine Häuser unterfahren, mit einer winzigen Ausnahme vorne an der Ecke Tor-/Hauptstädter Straße am „Schwabenzentrum“, da biegen die U 2 und die U 4 Richtung Rotebühlplatz ab. Da geht es unter dem Schwabenzentrum durch, aber: das Schwabenzentrum wurde erst danach gebaut, es wurde also drauf gesetzt!Siehe U-Bahn-Plan: http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/u-bahn-stuttgart.jpg
Sämtliche U- und S-Bahn-Linien laufen in der dicht besiedelten Innenstadt unter Asphalt und nicht unter Häusern! Mit Stuttgart 21 sollen jetzt dagegen 61,8 Kilometer Tunnelröhren kreuz und quer unter ihren Häusern und Wohnungen durchgebuddelt werden, und das auch noch in gefährlichstem Gestein!
Ich muss Ihnen jetzt einen Krimi erzählen, der bis jetzt zwar noch keine Opfer gefordert hat, was in der Zukunft aber durchaus noch anders werden kann. Auf der Biss21-Karte im Internet wie auch auf unserem Poster sind Höhenangaben eingezeichnet, in welchen Tiefenlagen die Tunnelröhren unter Ihren Straßenzügen und unter Ihrem Haus verlaufen. Diese Höhenangaben auf der Biss21-Seite im Internet tauchen erst ab einem gewissen Vergrößerungsmaßstab auf. Die Seite, ich sag es nochmals, ist wertvoll, aber sie ist auch ziemlich verwirrend gemacht. Wenn Sie sie aufrufen, brauchen Sie etwas Geduld, sie lädt ziemlich langsam. Dann sehen Sie erst mal abstrakte gestrichelte Linien. Deshalb sollten Sie zuallererst rechts oben auf „Luftbild“ umschalten, dann müssen Sie am linken Bildrand einen Maßstabs-Schieberegler hochziehen um überhaupt mal die Details zu sehen. Wobei die Karte so zentriert ist, dass Sie dann erst mal im Heumadener Wald landen, in dem es überhaupt keine Bahnstrecken gibt. Sie müssen dann also auch noch den Bildausschnitt so weit verschieben, bis Sie auf den informativen Gehalt dieser Seite stoßen. Erst ab einem Maßstab von 1:2500 werden die Höhentafeln eingeblendet, und die sind wegen der Kessellage natürlich brisant in Stuttgart.
Mit Frau Kaiser vom Bahnprojekt Stuttgart-Ulm haben wir mehrfach korrespondieren müssen, denn es sind Widersprüche auf der Biss-Karte. So gibt es eine orange markierte Korridorzone entlang der Schienentrassen. Das sind die sogenannten „Beweissicherungsgrenzen“, ein ganz abstraktes Wort, unter dem man sich überhaupt nichts vorstellen kann. Das bedeutet, in dieser Zone, die im Schnitt einen Korridor von 50 Meter links und rechts von den Tunnelröhren umfasst, schließt die Bahn selbst nicht aus, dass beim Bohren möglicherweise Schäden an den Häusern und Gütern auf dem Erdboden darüber entstehen können. Das heisst, die Bahn hat hier eine Zone eingezeichnet, in der eventuell „Kolateralschäden“, so heisst das ja heute, eintreten könnten – alles im Konjunktiv natürlich. In dieser Zone wäre die Bahn unter Umständen und unter Auflagen bereit, für entstehende Schäden auch zu haften.
Die Auflage ist die, dass Sie als Hauseigentümer erst einmal eine „Beweissicherung“ vornehmen lassen müssen. Die kostet sie nichts, die bezahlt die Bahn. Dazu schickt sie in den nächsten Wochen zu jedem von diesen 1400 betroffenen Grundstückseignern spezielle Gutachter, die nehmen den IST-Zustand Ihrer Gebäude auf. Sie fotografieren alles detailliert, alles wird notiert, und wenn sich dann nach 10, 15 oder 20 Jahren in Ihrem Haus Risse zeigen oder Schlimmeres passieren sollte, dann werden die alten Fotos wieder hergenommen und es wird verglichen: War der Schaden damals schon da, ja oder nein. Nur unter dieser Voraussetzung ist die Bahn eventuell bereit zu haften.
An sich ist das ja erst mal ein vernünftiges Verfahren. Aber wenn Sie sich jetzt die Karte genau anschauen, werden Sie feststellen, hoppla, diese orangefarbigen Beweissicherungszonen sind an vielen Stellen gar nicht eingetragen! Entlang der Tunnelstrecken vom geplanten Tiefbahnhof nach Feuerbach und Bad Cannstatt sind sie eingezeichnet – entlang dem Tunnel hoch zum Flughafen großenteils nicht! Auch entlang den Tunnelröhren durch Stuttgart-Ost und Gablenberg fehlen sie. Im Bereich Wangen, Untertürkheim und Obertürkheim sind sie dann wieder eingezeichnet. Also, es ist ein sehr merkwürdiger Flickenteppich, der Fragen aufwirft – vor allem im Zusammenhang mit den Höhen- bzw. Tiefenangaben. Wir haben folglich ans Bahnbüro geschrieben: Wieso fehlen hier Beweissicherungsgrenzen?
In einer ersten Antwort hieß es, das ist jetzt wirklich ein Krimi, ja, die Bodenüberdeckung von der Tunnelröhre bis zur Erdoberfläche sei in Stuttgart-Ost und Gablenberg viel höher und damit so hoch, dass oben gar nichts mehr zu befürchten sei, und deswegen fehlt die Beweissicherungsgrenze dort. Wenn sie jetzt aber die Höhentafeln angucken, an ihrem Bildschirm auf der Biss21-Seite oder auf unserem DIN-A0-Poster, dann werden Sie feststellen, der Tunnel liegt im Bereich Gablenberg 88 Meter unter der Gablenberger Hauptstraße. Aber aufgepasst: Der Tunnel unter dem Kriegs- und Killesberg nach Feuerbach liegt bis zu 117 Meter tief, und da hat die Bahn eine Beweissicherung akzeptiert! Also auf der einen Seite mit 117 Metern gibt es sie, auf der Gablenberger Seite mit 88 Metern Tiefe nicht!
Wir haben dann wieder an die Bahn geschrieben und auf den Widerspruch hingewiesen, dann kam eine neue Antwort nach einer Woche: Ja, das hinge mit dem Gestein zusammen, in Gablenberg sei fester Fels im Untergrund und kein Gipskeuper. Nur weil es unter dem Kriegsberg und Killesberg den quellfähigen Gipskeuper gibt, wurde dort trotz der großen Tiefe eine Beweissicherungszone akzeptiert. Daraufhin habe ich mir nochmal den geologischen Querschnitt von der Stuttgart21-Seite vorgenommen, weil ich mich erinnerte, dass der Gipskeuper auf der Strecke nach Degerloch hoch doch ziemlich weit reicht. Und tatsächlich führt der Fildertunnel von der Innenstadt aus immerhin 4½ Kilometer mitten durch den Gipskeuper hindurch. Der Gipskeuper-Tunnelabschnitt reicht vom Hauptbahnhof aus gesehen also bis hinter den Fernsehturm – und trotzdem sind auf dieser Strecke keine Beweissicherungsgrenzen eingezeichnet! Um es nochmal deutlich zu sagen: Wir haben also auf beiden Strecken quellfähigen Gipskeuper, aber obwohl im Bereich Killesberg die Tunnelröhren noch 2 Meter tiefer liegen als oben auf der Gänsheide und im Bereich Bubenbad, sind da keine Beweissicherungsgrenzen eingetragen! Daraufhin haben wir wieder beim Bahnbüro angefragt, das war vor wenigen Tagen. Wir sind gespannt, wie der Krimi weiter geht. Das ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Sie rücken scheibchenweise mit Wahrheiten und leider auch mit Halbwahrheiten heraus.
Zu den Höhentafeln muss noch gesagt werden: Von allen Werten, die da angegeben sind, müssen Sie einiges abziehen! Als Beispiel hatte ich vorhin die Gablenberger Hauptstraße mit einer offiziellen Tiefenangabe von 88 Metern genannt. Es gibt im Stadtgebiet aber natürlich noch ganz andere Stellen, wo viel viel weniger Bodenüberdeckung ist. Zum Beispiel in Untertürkheim in der Nähe der Sängerhalle. Dort werden Wohnhäuser untertunnelt, da steht dann ein Täfelchen mit -22 Metern dabei. Alle diese Höhenangaben beziehen sich jedoch immer auf den Abstand zwischen Erdoberfläche und Schienenoberkante. Die Schienenoberkante interessiert mich als Bewohner aber überhaupt nicht. Mich interessiert, wo der Tunnelscheitel ist, und der liegt grundsätzlich 6½ Meter höher als die Schiene! Denn die Tunnelröhren müssen ja schließlich hoch genug sein, um einen Doppelstockzug und die Oberleitung aufzunehmen. Das heisst, Sie müssen von allen Tiefenlage-Angaben schon mal grundsätzlich 6 ½ Meter abziehen, dann sind wir im Fall der Untertürkheimer Häuser bei nur noch 16 Metern Abstand. Und dann hat in Deutschland ja noch jedes Haus einen Keller, und in Untertürkheim haben sie vielleicht sogar zwei Keller für den Wein. Da müssen Sie unter Umständen noch mal 6 bis 8 Meter abziehen für die Keller, und dann stellen die Bewohner dort fest, wenn sie nachrechnen: Hoppla, eine Tunnelbohrmaschine mit einem Bohrschild von fast 11 Metern Durchmesser gräbt sich 8 Meter unter meinem Hausboden durch!
Dieser Sachverhalt ist in einer Legende auf unserem Poster enthalten, da muss man sich allerdings ein bisschen damit befassen. Ich hoffe, es ist gelungen, es einigermaßen anschaulich zu machen.
Ich bitte Sie sehr herzlich, nehmen Sie diese Karten mit, trotz dem etwas unhandlichen Format A0.
Kleiner ergäbe keinen Sinn, sonst würde man die einzelnen Häuser nicht mehr erkennen. Was sollen oder können Sie mit diesen Karten machen? Ich habe vorher gesagt, sie können mit ihr die Eiszeit in der Kommunikation beenden. An der Mahnwache erlebe ich es schon. Nehmen Sie die Karten nach Hause, zeigen Sie sie ihren Nachbarn. Nachbarn von denen Sie wissen, die sind nicht fanatisch für Stuttgart 21 (die Fanatischen sind für uns eh verloren). Nein, die Mehrzahl ist ja nur so vage „irgendwie“ dafür. Denen zeigen Sie bitte, wo die Tunnel lang laufen. Da werden sehr viele blass werden, weil sie entweder feststellen werden, dass sie selber betroffen sind, oder weil ihre Tante Erna betroffen ist; und weil sie feststellen werden, dass sie bisher gar nicht wussten, wieviele Tunnels geplant sind und wo die alle verlaufen.Es ist ein Unding: Wir glauben alle, als aufgeklärte mündige Bürger im Zeitalter der Aufklärung zu leben, das laut Geschichtsbüchern schon vor 350 Jahren begonnen haben soll. Umso bitterer ist da das Armutszeugnis, dass wir bei diesem Milliardenprojekt überhaupt nicht aufgeklärt sind! Wir Stuttgarter streiten seit Jahren wie die Kesselflicker und wissen in so entscheidenden „Details“ wie den exakten Tunnellagen und Ausmaßen gar nicht worüber! Das ist ein ziemlich harter Befund! Zeigen Sie also die Karte Ihren Nachbarn, zeigen Sie sie Arbeitskollegen, und wenn Sie sie Ihrem privaten Bekannten- und Nachbarskreis gezeigt haben, dann bitte ich Sie, hängen Sie die Poster anschließend öffentlich aus! Zum Beispiel an Ihrem Garagentor oder an Ihrem Gartenzaun, oder, falls Sie ein Schaufenster haben oder ein leeres sehen, stellen Sie es darin aus, oder wo auch immer sonst: lassen Sie sich was einfallen! Eine Hartfaserplatte zum Aufziehen kostet keine 5 € und ein bisschen Holzleim. Vielleicht fällt Ihnen auch eine Lösung ein, wie sie Ihren Aushang wetterfest machen können. Es wäre grandios, wenn in den kommenden Wochen, wenn der OB-Wahlkampf in seine heisse Phase geht, die Stuttgarter durch die Stadt spazieren gingen und alle 500 Meter auf solch einen Schlachtplan stoßen würden!
Luftbildkarten haben eine hohe Anziehungskraft! Wann immer Passanten auf so einen ausgestellten Plan stoßen, lässt sich nach den ersten Erfahrungen mit der Karte an der Mahnwache absehen, wie sie nach ihren Straßen und Häusern (oder dem von Bekannten und Freunden) zu suchen beginnen und nach einem Blick auf die Kartenlegende auch anfangen sich zu fragen, ob auftretende Spalten oder Risse wohl auch tatsächlich an den eingezeichneten Haftungsgrenzen der Bahn halt machen werden. So dürfte in den nächsten Wochen und Monaten noch jede Menge Streit losbrechen, ob die Beweissicherungsgrenzen nicht viel zu eng gezogen sind. Im Kernerviertel zum Beispiel, wo mit dem Grundwassermanagement Unmengen von Wasser in den Boden eingepresst werden sollen, ist schon jetzt glasklar, dass die von der Bahn eingezeichneten Beweissicherungsgrenzen viel zu eng gezogen sind. Denn wenn hunderte Meter von den Haftungskorridoren entfernt massiv Wasser in den Boden gepumpt wird, dann hat das mit größter Wahrscheinlichkeit auch Auswirkungen auf die Stabilität des Hanges und auf die Häuser darüber, weswegen dort als allererstes die Haftungszone massiv ausgeweitet werden muss! Das gleiche gilt für den Killesberg, es gilt überhaupt für alle Abschnitte, in denen dieser Gipskeuper lauert.
Je mehr Menschen das wahre Ausmaß und die exakten Verläufe der Stadtunterhöhlungen zu sehen bekommen, desto größer dürfte der Druck auf die Bahn werden, die in engen Grenzen gehaltenen Beweissicherungszonen auszuweiten. Vernetzen Sie sich als Betroffene mit den schon existierenden Stadtteilgruppen. Die Bewohner des Kernerviertels sind schon sehr weit und haben auch schon juristischen Rat eingeholt, weil sie am schlimmsten betroffen sind. Sie sind gerne bereit, Sie mit allen Informationen, die Sie brauchen, zu versorgen. Vernetzen Sie sich mit ihnen. Und ganz wichtig, beherzigen Sie deren Rat: Unterschreiben Sie nicht sogleich das, was die Bahn von Ihnen unterschrieben haben will. Machen Sie Ihre Nachbarn darauf aufmerksam: Da kommen im Auftrag der Bahn Gutachter von einer sogenannten „Landsiedlung“ und übertölpeln die Leute. Mir ist schon von einem Fall berichtet worden, in dem sie Nachbarn gegeneinander ausgespielt haben, indem sie gegenüber zögerlichen Eignern behaupteten, der Nachbar habe auch schon unterschrieben, was glatt gelogen war. Da werden Menschen offenbar richtig angeschmiert. Nicht sofort unterschreiben ist der erste Rat von denen, die sich mit der Materie bisher schon am meisten befasst haben. Vernetzen Sie sich mit denen, die schon viel recherchiert haben und juristischen Beistand eingeholt haben!
Und noch ein letzter Hinweis: Am Samstag, den 15. September, gibt es um 15.00 Uhr eine Veranstaltung zu diesem Thema im Rathaus im großen Sitzungssaal. Dort werde ich mit einem Projektor nochmal die Karte erläutern. Zusätzlich werden auch ein Geologe und ein Jurist zu dem Beweissicherungsverfahren Stellung nehmen. Und auch von den schon vernetzten Stadtteilgruppen werden Vertreter da sein, so dass Sie sich dort gut nachbarschaftlich informieren und in die Informationslisten eintragen können, um dem mächtigen Bahnkonzern nicht alleine gegenüber zu stehen. Noch ist es möglich, gemeinsam das größenwahnsinnige Projekt zu stoppen, denn von den geplanten 61,8 km Tunnelröhren unter Stadtgebiet sind bisher exakt 0,0 Kilometer gebaut. Nutzen wir diese Chance zu einer Umkehr zur Vernunft in letzter Minute.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
* *
Beispiel Staufen: http://www.parkschuetzer.de/assets/termine/staufen.jpg
Über weite Strecken sollen unter Stuttgart Tunnelröhren durch quellfähigen Gipskeuper gebohrt werden - das gleiche Gestein, das bei Wasserkontakt mit physikalischer Urgewalt die Altstadt von Staufen im Breisgau hebt und sukzessive zerstört.
Wichtige Dokumente
PDF, 1,7Mb
PDF, 2,5Mb